Von Einer, die auszog, das Fürchten zu lernen

2009

PHILOSOPHY

In meiner künstlerischen Arbeit „Von einer, die auszog, das Fürchten zu lernen“ habe ich mich mit dem Thema Angst beschäftigt. Ich stellte mir die Frage, was passiert, wenn ich auf das, vor dem ich Angst habe, zugehe. Die Arbeit stellt meine künstlerische Auseinandersetung dar, Angst, Emotionen der Angst und Angstvorstellungen bildlich zu manifestieren und ihnen ins Auge zu blicken. Es ist der Versuch, mich dem zu öffnen und hinzuwenden, was ich in meinem Leben eigentlich nicht haben will. Was passiert, wenn ich meiner Angst entgegen trete? Wird sie stärker? Wird sie geschwächt? Kann ich sie als Teil meines Ichs akzeptieren und genau so willkommen heißen, wie positive Gefühlszustände wie Freude, Glück und Lust? Evolutionsgeschichtlich hat Angst die Funktion, einen die Sinne schärfenden Gefühlsmechanismus auszulösen, sodass ich in einer tatsächlichen Gefahrensituation angemessen reagieren kann. Eine nicht erkannte Bedrohung kann folgeschwere Auswirkungen nach sich ziehen – wie etwa den Tod. Und vor dem Tod wollen sich alle Menschen ihr Leben lang schützen. Es ist unser Urinstinkt, der uns am Leben hält. Der Mensch strebt sein Leben lang nach Erkenntnis, nach dem Sinn seines eigenen Seins. Doch egal welche Erkenntnisse und Entdeckungen wir machen, nichts ist so gewiss im Leben, wie der Tod. Und doch haben wir die größten Hemmungen und einen enormen Widerstand in uns, diesen in unserem Leben zu akzeptieren.
Vielleicht ist eine Möglichkeit sich dem Tod zu nähern, ihn als Teil unseres Lebens zu sehen und zu akzeptieren, indem wir uns unseren Ängsten zuwenden,sie erforschen und kennen lernen, damit sie uns weiterhin schützen, aber auch stärken können – in unserem Leben, bis zu unserem Tod. Darum geht es mir in meiner künstlerischen Arbeit zu dem Thema „Von einer, die auszog, das Fürchten zu lernen“. Ich errichtete eine Welt, die von ihren ganz eigenen Wesen belebt wird. Die dort lebenden Wesen sind für mich geprägt von einer inneren Zerrissenheit. Diese lässt sie unbeseelt wirken und im Geiste krank. Durch die Darstellung der Figuren in einem Moment der Bewegung, bleiben sie in ihrem Wesentlichen unmanifestiert. Eine Fokussierung des Unheimlichen in seinem Hauptmerkmal, dem Gesicht, ist aufgrund der oft auftretenden Dopplung des Kopfes schwer möglich. Der Betrachter wird vielmehr in die Situation gedrängt, mehrmals seine Augen über den Bildträger tanzen zu lassen, um die dargestellte Figur durchdringen zu können.